Mit Hedging will man eine bestehende Position, z. B. in Aktien, gegen mögliche zukünftige Kursverluste absichern. Die Gründe für Hedging sind vielfältig, z.B. können steuerliche oder strategische Gründe gegen einen Verkauf der Position sprechen. Auch ein Verkauf kann im Nachhinein ärgerlich sein – ist die Position erst einmal verkauft, entgeht Dir auch die Chance auf eine Kurserholung. Der Hedge kann statisch oder dynamisch erfolgen. Im Folgenden erklären wir Dir beide Ansätze.
Beim eigenen Auto ist der Fall meist klar. Eine gute Versicherung ist Pflicht und schützt vor finanziellen Einbußen in Folge eines Unfalls. Einen Unfall bzw. Crash kann es aber auch an der Börse geben. Eine Versicherung gibt es auch für Aktienbestände. Dafür kann beispielweise ein Standard-Put-Optionsschein angewendet werden. Wenn der Aktienkurs fällt, steigt hingegen der Wert des Put-Optionsscheins, sodass die Verluste aus der Aktienposition kompensiert werden (bei richtiger Struktur des Put-Optionsscheins steigt der Wert, so dass die Verluste aus der Aktienposition kompensiert werden). Aber genau wie bei einer Autoversicherung gibt es ein paar Dinge zu beachten, bevor Du dich für einen Put-Optionsschein entscheidest.
Beispiel:
Du besitzt bereits 10 HSBC Zertifikate Masterclass-Aktien. Dein Kaufpreis lag bei je 100 EUR. Der aktuelle Kurs der Aktie liegt ebenfalls bei 100 EUR. Aufgrund einer anstehenden Dividendenzahlung möchtest Du die Aktien nicht verkaufen. Gleichzeitig hast Du den Wunsch, diese Position für einen Zeitraum von 3 Monaten gegen Kursverluste abzusichern. Die folgenden fünf Fragen helfen Dir, einen statischen Hedge zu konstruieren:
Hinweis: Dafür ist ein Standard-Put-Optionsschein mit einem Basispreis von 100 EUR notwendig. Bei Kursverlusten unter 100 EUR gleicht der Put die Kursverluste der Aktie aus. Wählst Du einen niedrigeren Basispreis (z. B. 95 EUR), akzeptierst Du eine Selbstbeteiligung in Höhe von 5 EUR pro Aktie. Damit wäre nicht der gesamte Kaufpreis der Aktie abgesichert – die Kosten wären aber geringer als bei der Variante ohne Selbstbeteiligung.
4. Wie viele Optionsscheine werden benötigt? → 10 Aktien / Bezugsverhältnis 1 = 10 Optionsscheine notwendig.
5. Was kostet die Versicherung (Erwerbspreis der Optionsscheine)? → 10 Optionsscheine x 3 EUR = 30 EUR.
Im Voraus wurde in diesem Beispiel bestimmt, dass der Versicherungsschutz auf drei Monate ausgelegt ist. Am Ende der Laufzeit wird automatisch abgerechnet. Du brauchst also nichts zu tun – sofern ein Schaden eingetreten ist, zahlt die Versicherung automatisch.
Schadenfall:
Aktie notiert unter dem Erwerbspreis von 100 EUR, z.B. bei 80 EUR.
Nun ist die Aktienposition im Verlustbereich. An dieser Stelle kommt der Versicherungsschutz zum Tragen. Der Put-Optionsschein weist einen Wert auf, der genau der Differenz zwischen Basispreis und Aktienkurs entspricht. Diesen Wert bekommst Du am Laufzeitende automatisch auf Dein Konto gutgeschrieben. In diesem Fall würde jeder Optionsschein einen Wert von 20 EUR aufweisen (100 EUR Basispreis – 80 EUR Aktienkurs). Im übertragenen Sinne würde die Versicherung die kompletten Verluste aus der Aktienposition erstatten. Anstelle von einem Verlust in Höhe von 200 EUR ((100 EUR – 80 EUR) x 10 Aktien) müsstest Du nur die 30 EUR Absicherungskosten zahlen.
Neutral:
Aktie notiert unverändert zum Erwerbspreis von 100 EUR
Es ist kein Schaden eingetreten, aus dem Aktienengagement ist kein Verlust entstanden. Der Put-Optionsschein ist infolgedessen wertlos. Insgesamt wirken dennoch die Versicherungskosten in Höhe von 30,00 EUR.
Gewinnzone: Aktie ist angestiegen und notiert nun über dem Erwerbspreis von 100 EUR, z.B. bei 120 EUR
Durch den Kursanstieg der Beispiel-Aktie machst Du als Aktionär einen Gewinn in Höhe von 200 EUR ((120 EUR – 100 EUR) x 10 Aktien). Durch den Erwerb des Put-Optionsscheins wird Dein Gesamtgewinn gemindert auf 170 EUR (200 EUR Gewinn vom Basiswert – 30,00 EUR Versicherungskosten).
*Die Angaben zur Rendite, zum Gewinn und Verlust gelten ohne Berücksichtigung möglicher Erwerbskosten. Nachfolgende Beispielrechnung verdeutlich mögliche Auswirkungen durch Transaktionskosten und den Depotpreis:
Transaktionskosten und Dein Depotpreis (soweit diese anfallen) sind in den Beispielrechnungen nicht berücksichtigt und wirken sich negativ auf die Wertentwicklung der Anlage aus. Bei einer Anlagesumme von EUR 1.000,00 werden für den Erwerb und die Veräußerung Transaktionskosten i.H.v. jeweils z.B. 1,00 % sowie ein Depotpreis i.H.v. z. B. 0,5% p.a. berechnet (die tatsächlichen Entgelte ergeben sich aus dem Preis- und Leistungsverzeichnis Deiner Bank). Die dargestellte Wertentwicklung verringert sich in diesem Beispiel bei einer unterstellten Haltedauer von fünf Jahren durch diese Entgelte um EUR 45,00. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft.
Vorteile: Geringe Transaktionskosten und geringer bzw. einmaliger Aufwand.
Nachteile: Absicherung nur für begrenzten Zeitraum.
Beim dynamischen Hedging sollen kurzfristige Verluste aus der Aktienposition im Bestfall 1:1 ausgeglichen werden. Auch hier kommen Standard-Put-Optionsscheine zum Einsatz. Die Anzahl der gehaltenen Puts wird im Gegensatz zum statischen Hedge regelmäßig so verändert, dass der Bestand stets optimal abgesichert bleibt.
Beispiel:
Du besitzt bereits 10 HSBC Zertifikate Masterclass-Aktien. Dein Kaufpreis lag bei je 100 EUR. Der aktuelle Kurs der Aktie liegt ebenfalls bei 100 EUR. Aufgrund einer anstehenden Dividendenzahlung möchtest Du die Aktien nicht verkaufen. Du entscheidest Dich dazu, die Position vor kurzfristigen Kursverlusten zu schützen. Das Hedging soll dynamisch sein. Die Anzahl der benötigen Optionsscheine hängt vom Delta des Optionsscheins ab.
Zur Erinnerung: Das Delta misst, wie stark sich der Optionsscheinpreis bei einer Änderung des Basiswerts um eine Geldeinheit verändert. Dies gilt unter der Annahme, dass alle anderen preisbeeinflussenden Faktoren konstant bleiben. Bei Put-Optionsscheinen liegt das Delta zwischen -1 und 0. Liegt das Delta eines Optionsscheins z.B. bei -0,5, bedeutet das, dass der Kurs des Optionsscheins um 0,5 EUR steigt, wenn der Kurs des Basiswerts um 1 EUR sinkt. Über diesen Zusammenhang wird nun die Anzahl der benötigen Put-Optionsscheine berechnet:
Übertragen auf das Beispiel ergibt sich folgende Rechnung:
Anzahl = -1 × (10 Aktien / (Bezugsverhältnis 1 x -0,5 )) = 20
Fällt der Aktienkurs nun um 1 EUR auf 99 EUR, so bedeutet dies zunächst einen Verlust von insgesamt 10 EUR (10 Aktien). Der Wert eines Put-Optionsscheins steigt aber ceteris paribus um je 0,5 EUR. Dieser Wert lässt sich aus dem Delta ableiten. 20 Optionsscheine steigen damit insgesamt um 10 EUR.
Ändert sich das Delta des Optionsscheins, ist eine Neuberechnung der benötigen Optionsscheine notwendig.
Vorteil: Optimale, laufende Absicherung.
Nachteil: Häufige Anpassungen führen zu höheren Transaktionskosten und sind meist nur für professionelle Anleger sinnvoll. Für Privatanleger ist ein statischer Hedge, also eine einmalige Absicherung, oft die bessere Wahl.