Wichtige Kennzahlen für Standard-Optionsscheine

Um einzuschätzen, wie der Kurs eines Optionsscheins auf bestimmte Veränderung der einzelnen preisbeeinflussenden Parameter reagiert, helfen verschiedene Kennzahlen. So kannst Du Dir auch genau vor Augen führen, ob der von Dir gewählte Optionsschein genau zu Deinen Vorstellungen passt.

1. Hebel

  • Definition: Verhältnis, wie teuer der Basiswert zum Optionsschein ist.
  • Interpretation: Ein Hebel von 5 bedeutet: Steigt der Basiswert um 1 %, verändert sich der Optionsschein theoretisch um ca. 5 %.
  • Einschränkung: Das Konzept des Hebels gilt nur bei sehr weit im Geld liegenden Optionsscheinen. Bei aus oder am Geld liegenden Optionsscheinen ist das Omega wichtig.

2. Delta

  • Definition: Das Delta misst, wie stark sich der Optionsscheinpreis bei einer Änderung des Basiswerts um eine Geldeinheit verändert. Dies gilt unter der Annahme, dass alle anderen preisbeeinflussenden Faktoren konstant bleiben.
  • Interpretation:
    • Call-Optionsschein: Delta zwischen 0 und +1
    • Put-Optionsschein: Delta zwischen 0 und –1
    • Beispiel: Delta = 0,6 bei einem Call bedeutet: Steigt der Basiswert um 1 €, gewinnt der Optionsschein etwa 0,60 € an Wert (ohne Berücksichtigung des Bezugsverhältnisses).
  • Nutzen: Delta zeigt, wie „sensibel“ der Optionsschein auf Kursänderungen des Basiswerts reagiert und wie weit er „im Geld“ ist.

3. Omega

  • Definition: Das Omega ist eine hilfreiche Sensitivitätskennzahl
  • Formel: = Hebel × Delta
  • Interpretation: Omega zeigt, um wie viel Prozent sich der Kurs des Optionsscheins bei einer 1 %-Veränderung des Basiswerts tatsächlich verändert. Die gilt unter der Annahme, dass alle anderen preisbeeinflussenden Faktoren konstant bleiben.
  • Nutzen: Realistischere Kennzahl als der reine Hebel, da sie berücksichtigt, ob der Optionsschein überhaupt schon im Geld ist und wie stark er auf Kursänderungen reagiert.

4. Aufgeld

  • Definition: Das Aufgeld gibt an, wie viel teurer (prozentual) die indirekte Anlage über den Optionsschein im Vergleich zur Direktanlage in den Basiswert ist.
  • Interpretation: Das Aufgeld gibt an, um wie viel Prozent sich der Basiswert bis zum Laufzeitende bewegen muss, damit aus dem Erwerb des Optionsscheins kein Verlust entsteht.
  • Nutzen: Wichtige Kennzahl, um die Gewinnschwelle (Break-even) zu ermitteln. Damit kann auch besser beurteilt werden, ob der Optionsschein zur eigenen Markterwartung passt.

Zusammenfassung

Erst durch verschiedene Kennzahlen kann das Verhalten eines Optionsscheins gut beurteilt werden. Wichtig ist aber immer: nur in der Theorie sollte der Einfluss eines preisbeeinflussenden Parameters isoliert betrachtet werden.

In der Praxis ändern sich meist mehre preisbeeinflussende Parameter gleichzeitig. Daher musst Du immer alle Parameter im Blick haben. Die Wirkungen können sich gegenseitig verstärken, aber auch gegenseitig aufheben.

Beispielweise kann ein Call-Optionsschein sich kaum bewegen, obwohl der Kurs des Basiswerts gestiegen ist. Eine im Zeitablauf sinkende Restlaufzeit oder eine sinkende implizite Volatilität bremsen den Kursanstieg des Optionsscheins dann. Umgekehrt kann ein Put-Optionsschein beispielsweise besonders stark steigen, wenn der Kurs des Basiswerts fällt und gleichzeitig die implizite Volatilität anstiegt.